Ein Journalist schrieb nach der ROLLING STONE Park-Premiere im Europa-Park bezugnehmend auf den Veranstaltungsort: „Mein Großvater verlor hier einst seine Schirmmütze in der Achterbahn Eurosat, mein Vater musste nach einem Ritt in der Euromir kreidebleich auf eine Bank gelegt werden. Mein letzter Besuch dürfte etwa 15 Jahre her sein, damals veränderte sich meine Definition von Vergnügen. Jetzt schließt sich der Kreis, und das fühlt sich merkwürdig an.“ So wie ihm mag es einigen Festival-Afficinados gegangen sein, als sie davon erfuhren, dass FKP Scorpio hier ein Schwesterfestival zum seit Jahren ausverkauften ROLLING STONE Beach plant. Und entschied man sich dann für die Teilnahme an dieser wirklich nicht alltäglichen Festivalpremiere, stellten sich unbesehen oft Fragen wie „Rattert dann die Achterbahn hinter der Hauptbühne längs?“ oder „Gibt's zum fünften Bier ein Highfive von der Euromaus?“.

All das ist durchaus verständlich, denn schließlich ist ein Freizeitpark – und dann auch gleich noch das größte Exemplar seiner Art in Deutschland – alles andere als eine gewohnte Location für ein Rockfestival mit handverlesenem Line-Up aus internationalen Genregrößen und Newcomern. Mit Festival assoziiert man hierzulande ja immer noch in erster Linie Open Air-Bühnen und riesige Campingflächen, viel Dosenbier, wenig Schlaf und in jedem Fall jede Menge außeralltägliches Spektakel. Soweit, so folgerichtig. Schließlich funktionieren weite Teile der Festivallandschaft nach wie vor genau nach diesem Prinzip und beglücken damit gestern wie heute viele Tausend Musikfans. Doch taucht man tiefer ein in die Festivalszene, findet man immer mehr Formate abseits dieser vermeintlichen Norm. Der Markt differenziert sich mehr und mehr, und gerade kleinere Veranstaltungen verlassen die ausgetretenen Wege, stellen die bekannten Mechanismen in Frage und wagen den Blick über den Tellerrand. Muss Nachtruhe auf dem Festival immer in Zelt und Schlafsack stattfinden? Ist Rock’n’Roll immer dreckig? Hier setzt ROLLING STONE Park an, indem er das Herzstück aller Festivals, die Musik, nimmt und in eine neue Szenerie verpflanzt.

Das hat auch aus rein pragmatischer Sicht viele Vorteile, denn die Infrastruktur vor Ort ist für eine Veranstaltung dieser Größenordnung unschlagbar, und dem Publikum stehen fünf komfortable Hotels mit 4-Sterne oder 4-Sterne Superior-Standard zur Übernachtung direkt vor Ort zur Verfügung. In den Tag startet man hier am großzügigen Frühstücksbüffet, vielleicht dreht man dann noch eine Runde im Pool, bevor man sich mit dem E.P.-Express Richtung Confertainment Center aufmacht, in dem alle vier Bühnen quasi einen Steinwurf voneinander entfernt untergebracht sind. Bequemer geht es kaum! Das wissen vor allem erwachsenere Festival-Gäste sehr zu schätzen. Doch was wäre ein Festivalwochenende ohne Ausgelassenheit, ohne diese angenehme Gefühl des Sich-Treiben-Lassens und temporär vielleicht auch mal ganz Verlierens, ohne Bauchkribbeln und einen glückseligen Dusel, der sich des Körpers bemächtigt, wenn die Band auf der Bühne die ersten Akkorde des Lieblingslieds anschlägt – oder eben die Achterbahn nach einer rasanten Fahrt abbremst und auf die Schlussgerade zusteuert.

Außeralltägliche Zerstreuung, rauschhaftes Erleben und kollektives Vergnügen findet man auf je ganz eigene Art und Weise sowohl vor der Festivalbühne als auch im Freizeitpark. Aus dieser Perspektive ist es also eigentlich sogar eher ungewöhnlich, dass Rockfestivals in Freizeitparks nicht schon längst Standard geworden sind. The Flaming Lips, die bei der Premiere von ROLLING STONE Park als Headliner dabei waren, können als das denkbar anschaulichste Beispiel dafür angeführt werden. Mit ihren verspielten Live-Shows voller Konfetti, blinkenden Einhörnern, Ballons und riesigen pinken Robotern zaubern sie auch dem coolsten Rockfan ein glückliches Lächeln auf die Lippen. Mit hoher Wahrscheinlich stellt sich der gleiche Effekt ein, wenn ebenjene Person die Fahrt in der Schweizer Bobbahn absolviert hat oder sich den Bauch vor Lachen hält beim Anblick der etwas albernen Freizeitpark-Deko. Hier wachsen also zwei völlig unterschiedliche Welten zusammen, die auf den zweiten Blick eben doch so viel gemeinsam haben – und das ist allemal einen Besuch wert!