Nachhaltigkeit ist gerade in aller Munde - und hoffentlich auch in allen Köpfen und Herzen, denn ansonsten wird echter Wandel schwierig. Wir arbeiten mit "Grün Rockt" bereits seit 2013 daran, unsere Festivals in vielen Bereichen möglichst umweltverträglich aufzustellen. Dass wir das in der Vergangenheit nicht immer an die große Glocke gehängt haben, hat mehrere Gründe: Zum Beispiel läuft das Thema schnell Gefahr, vor allem der eigenen PR statt der Umwelt zu nutzen, außerdem ist es ohne Frage sehr komplex. Mit dem heutigen Blog möchten wir euch daher einen möglichst knappen und vollständigen Überblick geben, was sich genau hinter unserem Nachhaltigkeitskonzept "Grün Rockt" verbirgt.

Generell verfolgen wir dabei zwei Ziele: Zum einen sollen Ressourcen in allen Bereichen eingespart werden, um unsere Festivals nachhaltiger zu gestalten. Zum anderen möchten wir zeigen, dass sich Feiern und ein Bewusstsein für Themen der Nachhaltigkeit nicht gegenseitig ausschließen und unsere Gäste auch vor, während und nach den Festivals gezielt über unsere Herausforderungen und Fortschritte informieren. Beides erreichen wir in den folgenden Bereichen:

Abfallaufkommen verringern und trennen: Bei unseren Sommerfestivals sorgen ein dichtes Netz aus Abgabe- und Recyclingstationen sowie eigene Müllabfuhren dafür, dass jeglicher Müll möglichst schnell, einfach und sauber abgegeben und in unseren Recyclingstationen sortiert werden kann. Wir sortieren den Müll also so weit vor, dass angeschlossene Sortier- und Entsorgungsanlagen ihn möglichst gut weiterverarbeiten können, was auch der Grund dafür ist, dass der Müll möglichst nicht mit Sand, Schlamm und sonstigen Verunreinigungen abgegeben werden soll.

Darüber hinaus hilft unser detailliertes Abfallkonzept dabei, unsere Abfallwege zu kontrollieren und stetig Verbesserungen vornehmen zu können. Mit der erfolgreichen Einführung des gelben Sacks in 2019 gilt das auch für Kunststoff, Metall oder Verbundmaterialien, die so noch effizienter wiederverwertet werden konnten. Das ist eine perfekte Überleitung zum nächsten Punkt, der...

...Plastikvermeidung durch Händlerverbote und Gästekommunikation: Mit dem seit 2019 geltenden strikten Verbot von Einwegplastik für alle Partner und Händler auf unseren Festivals haben wir der entsprechenden EU-Verordnung vorgegriffen. Unsere Gäste möchten wir auf das Thema ohne erhobenen Zeigefinger aufmerksam machen: Dafür haben wir beispielsweise Clips produziert, die die Problematik von Plastik (etwa in Form von Plastikbesteck oder Konfetti) augenzwinkernd aufgreifen. Durch diese Kampagne konnten wir erhebliche Verbesserungen wahrnehmen und haben bei dem Aufräumarbeiten nur wenige Stellen mit Plastikkonfetti oder zerbrochenen Plastikgabeln entdeckt. Auf unsere wiederverwertbaren Getränkebecher erheben wir schon seit 1997 Pfand, der bekanntermaßen sowieso am besten an Viva con Agua geht, die sich damit weltweit für sauberes Trinkwasser einsetzen. Zusätzlich haben wir auch Einwegplastikflaschen im Backstagebereich den Kampf angesagt: In 2019 lief ein erfolgreiches Experiment mit personalisierten Trinkflaschen und Wasserspendern auf dem Hurricane und M'era Luna, das System werden wir künftig auf allen Festivals einsetzen.

Reduzierung der Lebensmittelverschwendung: Verwenden statt verschwenden! Dieses Credo setzen wir gemeinsam mit Foodsharing und Der Tafel um. Nicht benötigte Lebensmittel der Gäste, die noch nicht angebrochen oder verderblich sind, können einfach beim Foodsharing-Zelt oder -Mobil  abgegeben werden - wo man sich natürlich auch genauso gerne bedienen darf. Zusätzlich gibt es die Möglichkeit, nicht verderbliche und nicht angebrochene Lebensmittel an jeder Recyclingstation oder am Foodsharing-Zelt als Spende für die örtliche Tafel abzugeben. Darüber hinaus helfen auch die vor Ort aufgebauten Supermärkte dabei, Hamsterkäufe vor dem Festival zu reduzieren, sodass alles vor Ort gekauft werden kann. Durch unser in 2015 ins Leben gerufenes Food-Konzept achten wir zusätzlich darauf, vegetarische und vegane Angebote zu erweitern sowie regionale und/oder ökologische Betriebe zu fördern.

Reduzierung des Strom- und Wasserverbrauchs: Wasser sparen unsere Gäste schon lange bei uns, ohne es zu merken: Der Durchfluss all unserer sanitären Anlagen ist wassersparend gestaltet, wovon unsere Gäste aber nichts merken. Beim Thema Strom ist die Lage etwas schwieriger, da es vermutlich auffallen würde, wenn während eines Konzerts der Saft ausgeht. Die Herausforderung ist, dass es auf den Äckern, die die Welt bedeuten, eben keinen Feststrom gibt, wodurch unser Handlungsspielraum derzeit noch etwas eingeschränkt ist. Das wollen wir langfristig ändern, damit wir unseren Bedarf komplett mit Ökostrom decken können.  

Anreise: Wieder ein Punkt, bei dem wir schon tatkräftige Hilfe unserer Gäste erfahren. Wir ermöglichen es ihnen, kostenlos mit öffentlichen Verkehrsmitteln anzureisen, weshalb viele Besucherinnen und Besucher auf ihr eigenes Auto verzichten. Wer trotz der vielen Vorteile der Bahnanreise nicht auf seine vier Räder verzichten kann oder will, kann übrigens schon beim Ticketkauf einen CO2-Ausgleich an Atmosfair leisten. So machen wir es selbst übrigens auch: Wir nutzen für Dienstreisen wann immer es geht die Bahn und gleichen Flugreisen, auf die wir wirklich nicht verzichten können, konsequent aus. Auch immer mehr unserer Künstlerinnen und Künstler nutzen diese Möglichkeit im Rahmen unserer Kooperation mit Atmosfair für ihre Tourneefahrzeuge.

Für manche Langschläfer der Weckruf in den Festivaltag: die festivaleigene Müllabfuhr.

Grüner Wohnen: Wer's auch während des Festivals sauber mag, findet hier ein ruhiges Plätzchen. Grüner Wohnen ist unser Angebot für Personen, die nachts tatsächlich ein bisschen schlafen wollen und denen es wichtig ist, ihren Müll nicht auf dem Boden zu verteilen. Letzteres fänden wir in Hinblick auf unsere Aufräumarbeiten übrigens überall toll, aber die Grüner Wohnen-Campingflächen sind ein guter Anfang - und werden beständig größer. Bei dieser Gelegenheit einen herzlichen Gruß an die Gäste des M'era Luna und A Summer's Tale: Hier gibt es keine Grüner Wohnen-Bereiche - weil nämlich sowieso alle vorbildlich auf ihre Hinterlassenschaften aufpassen.

Nur gemeinsam sind wir stark: Bis hier hin dürfte schon deutlich geworden sein, dass wir unsere Nachhaltigkeitsziele niemals alleine erreichen könnten. Neben unseren Gästen sind auch verschiedene Organisationen und Vereine unverzichtbare Partner: Viva con Agua, Goldeimer, Hermine e.V., Foodsharing, Die Tafel, Hanseatic Help, BagUp und viele mehr.

Soziale Nachhaltigkeit: Nachhaltigkeit bezieht sich nicht nur auf unsere Umwelt, sondern hat unter anderem auch eine soziale Dimension: Fördern wir mit unseren Veranstaltungen Menschlichkeit und Zusammenhalt? Arbeiten die Menschen unseres Teams oder der Partner eigentlich gerne für uns? Fühlt es sich für die Besucherinnen und Besucher gut und sicher an, bei uns zu Gast zu sein? Um diese Fragen bejahen zu können, engagieren wir uns auf unterschiedlichsten Wegen für Diversität und Inklusion sowie gegen Rassismus. Ein Beispiel dafür, wie wir den sozialen Zusammenhalt auf unseren Festivals stärken, ist "Wo geht's nach Panama": Mit diesem Programm erhalten Personen, die sich aus unterschiedlichsten Gründen unwohl oder bedroht fühlen, unkomplizierte und schnelle Hilfe.

Auch wenn die genannten Maßnahmen sehr unterschiedlicher Natur sind, haben sie eines gemeinsam: Keine von ihnen wäre ohne die aktive Teilnahme unserer Gäste sinnvoll möglich. Daher freut es uns zu sehen, dass unsere Gäste offen für Nachhaltigkeit sind und von Jahr zu Jahr ein noch größeres Bewusstsein entsteht. Nur so können wir in Zukunft noch viele weitere Projekte anstoßen, denn:

Grün Rockt! Und hinter diesen zwei Wörtern stehen eine ganze Menge an Zielen, Maßnahmen und Projekten, die an unterschiedlichsten Punkten ansetzen und unsere Festivals so nachhaltig wie möglich machen sollen. Dieser Prozess braucht Zeit - und engagierte Menschen vor, auf und hinter der Bühne, die unsere Werte teilen.