Wir haben gerade eine Pressemitteilung mit den Erfolgen unserer CO2-Ausgleichsmaßnahmen herausgegeben. Da steht alles drin: Wie wir in den letzten Jahren mit Gästen und Künstlern auf Konzerten und Festivals sage und schreibe mehr als 40.000 Euro für Atmosfair gesammelt haben, wie genau das funktioniert und wer alles mitgeholfen hat. Nur eine ketzerische Frage haben wir uns für den Blog aufgespart: Wär's für den Planeten nicht einfach besser, wenn wir wie in diesem Jahr alle zuhause geblieben wären?

Wenn es nur um die CO2-Bilanz geht, wird man diese Frage wohl bejahen müssen. Aber ist die Antwort wirklich so einfach? Die Realität ist nicht eindimensional, und Erklärungen werden schnell zu Ideologien, wenn sie auf einen Bierdeckel passen. Das sieht man in Zeiten von Corona leider häufiger, genauso wie wir gerade alle deutlich spüren, wie es sich anfühlt, in einer Gesellschaft ohne (Live-)Kultur zu leben. Wir glauben, dass Menschen neben sauberer Luft, klarem Wasser und einer intakten Umwelt ebenfalls Kultur zum Leben brauchen. Live-Musik schenkt uns besondere Momente, die uns innehalten lassen: Momente, in denen wir uns selbst und unsere Umgebung deutlicher spüren als sonst und ein emotionales Bewusstsein für das wirklich Schöne und Wichtige entwickeln, das Voraussetzung für nachhaltige Veränderungen unseres Denkens und Handelns ist. Kultur ist daher genauso wie viele andere selbstverständliche Teile unserer Gesellschaft nicht verhandelbar: Die Frage ist, wie wir sie umweltfreundlich gestalten - und genau dort setzen wir mit einer unternehmensweiten Strategie an, die schon weit gekommen ist und trotzdem noch einen langen Weg vor sich hat.

Heute soll es nur um zwei Teile dieses Plans gehen: Die Co2-Kompensierung von Tourneefahrzeugen und die Anreise zu unseren Festivals - beides Bereiche, in denen wir auf die Mithilfe anderer angewiesen sind. Zum Beispiel unsere Künstlerinnen und Künstler wie Ed Sheeran, Tash Sultana, Sam Fender, Amy Macdonald, Passenger, George Ezra, Freya Ridings, Poliça oder James Blunt, die durch einen CO2-Ausgleich ihrer Fahrzeuge auf Tourneen seit 2018 rund 21.000 Euro an unsere Partner von Atmosfair gespendet haben. Übrigens: Darüber hinaus versuchen wir das Routing einer Tournee immer möglichst klimafreundlich zu planen, indem wir wenn möglich auf doppelte Strecken verzichten und auf kürzere Wege zurückgreifen. Auch viele unserer Festival-Gäste haben über Atmosfair ihre Anreise mit dem Auto zum Hurricane, Southside, Highfield und M'era Luna freiwillig ausgeglichen und so alleine in 2019 und 2020 rund 19.000 Euro gesammelt. Darüber hinaus bieten wir die An- und Abreise mit dem Metronom oder der Bahn an, die bereits im Ticket inbegriffen ist und mit der sich unsere Gäste obendrein nervige Staus sparen können.

Und was passiert mit dem Geld? Die Idee der Kompensierung lässt sich in Kürze so erklären: Emittiertes CO2 bleibt viele Jahre in unserer Atmosphäre und verteilt sich als Treibhausgas auf der ganzen Welt. Atmosfair kompensiert daher Aktivitäten, die CO2 verursachen und für die es noch keine klimafreundlichen Alternativen gibt. Dies geschieht vor allem, indem die Ausgleichszahlungen in Projekte fließen, die etwa in Entwicklungsländern erneuerbare Energien aufbauen. CO2-Emissionen werden also in gleicher Menge an anderen Orten  eingespart, gleichzeitig nutzen alle Projekte in Entwicklungsländern nicht nur dem Klima, sondern auch den Menschen vor Ort. Die Wirksamkeit beider Aspekte wird durch den CDM Gold Standard sichergestellt, der eine wichtige Säule des Kyoto-Protokolls ist.

Der Klimawandel ist also ein globales Problem: CO2-Einsparungen einfach outzusourcen, wäre natürlich trotzdem keine Lösung. Daher achten wir auch in allen Bereichen darauf, nachhaltig zu handeln. Im Kontext des CO2-Ausgleichs bedeutet das beispielsweise, dass wir auch die Flugreisen unserer eigenen Mitarbeiter kompensieren - beziehungsweise genau schauen, ob diese überhaupt nötig oder besser mit dem Zug zu bewältigen sind.

Kurz und gut: Die zertifizierte Kompensierung von CO2 ist zusammen mit zusätzlichen Einsparungsmaßnahmen ein wirksames Mittel zur Reduzierung eines globalen Problems. Das eigene Haus nicht mehr zu verlassen und auf Kultur zu verzichten allerdings nicht.