Das hat Kollege Johannes Frenzel von Gastspielreisen neulich mal Leon Kaack vom Musikerportal Bonedo.de erklärt. Worauf Nachwuchstalente achten und was sie unbedingt vermeiden sollten, lest ihr im Interview. Den vollständigen Artikel mit weiteren Infos gibt es hier.

Wer bist du, was machst du und bei welcher Agentur?
Moin, ich bin Johannes und Promoter und Booker bei Gastspielreisen/FKP Scorpio.

Was genau macht denn eine Booking-Agentur? Und gibt es Dinge, von denen Leute denken, es gehöre zu eurer Arbeit dazu, obwohl es das nicht tut?

Wir bewegen uns als Booking Agentur in der Live-Branche, und grob gesagt gehört zu den Aufgaben natürlich das Entdecken von neuen, spannenden Künstlerinnen und Künstlern und das Akquirieren von Konzerten beziehungsweise Festivals, was im Idealfall eine Steigerung der Bekanntheit für die Acts bedeutet. Das umfasst dann ganz verschiedene Aufgaben und Prozesse, wie natürlich das Verhandeln der Deals mit den örtlichen Partnern, dem Routing einer Tour, der Vorverkaufs-Einrichtung, Vertragsgestaltung, aber auch Promo, Vorproduktion oder Abrechnung.

Was wir nicht können ist wie von Zauberhand eine unbekannte Band zu Megastars mit entsprechender Gage zu machen. Meine Oma denkt beispielsweise auch, dass ich einfach in Stadthalle XY anrufe, ein Datum nenne an dem Band XY vorbeikommt und die Band dann an besagtem Tag einfach da hinfährt. Etwas komplexer ist es dann schon.

Bis die Massen toben, ist es ein weiter Weg. (Foto: Julia Schwendner / FKP Scorpio)

Was und wen genau „macht“ denn Gastspielreisen im Moment?

Bei Gastspielreisen betreuen wir, als Teil von FKP Scorpio, vornehmlich Bands und Künstler aus Deutschland, Österreich und der Schweiz. Derzeit sind das unter anderem Acts wie Enno Bunger, Steiner & Madlaina, Kat Frankie, Die Höchste Eisenbahn oder The Gardener & The Tree.

Grundsätzlich denken wahrscheinlich viele Bands, dass eine Booking-Agentur für sie in jedem Fall das Richtige wäre. Aber ist das wirklich immer der Fall? Ab wann und aus welchen Gründen ist eine Agentur sinnvoll für eine Band, und gibt es auch Szenarien, in denen eine Band lieber weiter DIY booken sollte?

Der Irrglaube ist oft, dass Booking-Agenturen jede Band, egal welcher Größe, in den Tourbus setzen können und dann 365 Tage im Jahr Shows anstehen. Wir machen das alle aus Überzeugung und der Kultur wegen, aber es ist und bleibt ein Business. Das sollten Bands im Hinterkopf behalten, wenn sie überlegen, Agenturen anzusprechen. Wenn sie denken, dass sie an einem Punkt sind, dass es zu viele Anfragen werden oder auch einfach das Know-How fehlt, um die Konzerte abzuwickeln, sollte man spätestens an eine Agentur herantreten. Bis dahin haben wir euch aber hoffentlich sowieso schon von alleine gefunden.

DIY-Booking kann in einigen Szenen sogar sinnvoller sein, nicht immer haben Clubs oder örtliche Veranstalter Lust auf größere Agenturen.

Ab welcher Größe beziehungsweise aufgrund welcher Eigenschaften werden Bands interessant für Agenturen?

Das ist schwer zu verallgemeinern und hängt auch oft vom Genre ab. Es muss für uns einfach eine gemeinsame Vision da sein, dass die Künstlerin oder der Künstler in Zukunft eine Größe erreicht, in der das für alle Seiten, auch finanziell, Sinn ergibt. Generell hilft es natürlich, wenn wir merken, dass die Musiker dafür brennen, das nicht nebenbei als nettes Hobby betreiben und auch schon selber umtriebig waren. Und klar: Persönlicher Geschmack spielt auch immer eine Rolle.

Wie läuft das Prozedere in der Regel ab - vom beidseitigem Interesse bis zum Signing? Was sollte man als Act beachten bei Kontakt und Gesprächen?

Das ist ganz unterschiedlich. Meist umreißen wir vor dem ersten Treffen per Mail oder am Telefon schon mal grob die angesprochene Vision, die wir für die Live-Karriere des Acts in den nächsten ein bis zwei Jahren haben. Oft merken beide Seiten dann schon, ob es sinnvoll ist, sich zu treffen oder eben nicht. Bei einem Treffen kommt es dann auch viel auf das Zwischenmenschliche an. Wenn das alles passt, wird über die Konditionen verhandelt. Im Domestic-Business läuft größtenteils alles auf Provisionsbasis. Sprich, wir verdienen nur Geld, wenn die Band auch etwas verdient und ziehen unsere Prozente von der Gage am Abend. Wenn dann hier ebenfalls Einigkeit herrscht, wird eigentlich auch direkt loslegelegt und oft auch mal bei einer Schorle darauf angestoßen.

Welche zusätzliche Arbeit kommt auf Acts zu bei der Zusammenarbeit mit einer Agentur?

Wir können unsere Arbeit immer nur optimal erledigen, wenn alles ineinander greift. Ohne gute Musik und Veröffentlichungen, die entsprechend von Gewerken wie z.B. Label, Promo, Vertrieb gearbeitet werden, können auch wir nicht zaubern. Außerdem sollte natürlich die Bereitschaft vorhanden sein, viel Zeit in Vans und auf Raststätten zu verbringen.

Kann man sich ins Aus schießen, wenn man zu früh bei einer Agentur anklopft?

Das nicht, wenn eine Band aber penetrant und permanent in sehr frühem Stadium anklopft und keinerlei Prozess zu beobachten ist, dann sortiert man die E-Mail doch schon mal schneller beiseite. Allgemein merken wir schon, dass wir zu immer früherem Zeitpunkt mit den Künstlerinnen und Künstlern in Kontakt kommen, teilweise sogar bevor überhaupt Managements oder Label an Bord kommen. Das zeigt natürlich, wie enorm wichtig der Live-Bereich im Aufbau einer Karriere ist.

Wie sieht denn der Arbeitsprozess und -umfang für Künstler und Booker zum Beispiel vor, nach und während einer Tour aus?

Das ist von Act zu Act komplett unterschiedlich. Grob umrissen: Nachdem wir eine Tour im Vorverkauf haben und die Promo angelaufen ist, kommt irgendwann der Punkt, wo wir beim Künstler Material abfragen, um die Tour entsprechend vorbereiten zu können. Das sind vor allem Reiseinfos (Nightliner oder Van), Travelparty (Begleitung), sowie Technik- und Cateringrider. Damit wird dann mit unseren örtlichen Partnern der Zeitplan gestrickt und zum Beispiel Technikanforderungen vor Ort geplant. Das bekommt die Band dann alles schön aufbereitet, zusammen mit allen Verträgen. Für Probleme vor Ort sind oftmals die Tourmanagerinnen oder -manager zuständig, mit denen wir natürlich laufend in Kontakt stehen. Nach den - hoffentlich schönen - Konzerten rechnen wir dann je nach Vertragsmodell mit den örtlichen Partnern oder der Band ab. Oft geht’s dann auch direkt weiter und in die Planung für die nächste Rutsche.

Hast du ein paar Tipps für DIY-Booker? Wie lang sind die Vorläufe? Wie tritt man für Clubs besonders attraktiv auf? Gibt es grundsätzliche Dinge, die man immer beachten sollte?

Die Vorläufe werden mitunter immer länger. Wir stecken schon mitten in den Planungen für 2020. Hier und da gibt es natürlich auch noch Baustellen für 2019, größtenteils ist dieses Jahr aber durch.

Das Wichtigste ist wohl ein gutes Verhältnis zu den Clubs oder den örtlichen Veranstaltern, denn dann ist die Bereitschaft, sich in ein Thema einzuarbeiten und alles zu geben von deren Seite oft wesentlich höher. Im Anschreiben sollten Bands am besten drauf achten, alle relevanten Infos übersichtlich beisammen zu haben, Anhänge besser erst auf Nachfrage zu schicken und im Betreff am besten die richtige Stadt zu nennen. Eigentlich logisch, kommt aber leider auch bei uns als Agentur immer wieder vor: Natürlich bringt es auch nichts, als Jazz-Act in einem Metal-Schuppen anzuklopfen. Etwas Recherche vorab spart also allen Seiten Zeit und Nerven.

Was sagst du zu Plattformen wie Gigmit, Backstage Pro und so weiter?

Solange es frische Bands am Anfang auf die Straße bringt, find ich das unterstützenswert. Gerade Backstage Pro bietet ja auch eine gute Datenbank zur Recherche, um selber loszulegen. Das persönliche Netzwerk von Booking-Agenturen werden die Plattformen aber meiner Meinung nach nicht ersetzen können.

Dein Act des Jahres bisher?

Haha, um keinen meiner Acts zu verärgern, sage ich mal Phil Collins. War ein schönes Konzert in Berlin. Oder vielleicht auch Parkway Drive? Live eine Wucht.