Pünktlich zur ersten Bandwelle des Hurricane und Southside blicken wir mal wieder hinter die Kulissen unserer Zwillingsfestivals. Heute geht es um ein Thema, das für uns schon seit vielen Jahren von großer Bedeutung ist - Nachhaltigkeit. Klar ist: Musikfestivals dieser Größe sind wie eine kleine Stadt, auch was Ressourcenverbrauch und Müllaufkommen angeht. Aber entsprechend effizient ist auch die Infrastruktur ihrer Vermeidung und Verwertung, weshalb wir auch immer wieder offen zu dem Thema Stellung beziehen. Unser Ziel: Wir wollen gemeinsam mit unseren Gästen und dem gesamten Team zeigen, dass Nachhaltigkeit genauso zum Festival gehört wie Party und gute Musik.

Das Thema ist komplex und vielschichtig, daher brauchen auch das Hurricane und Southside einen genauen Plan, wie Ressourcen geschont werden können oder der gesamte Abfall sortiert und transportiert werden soll. Dabei geht es unter anderem um Abfallvermeidung oder die Bekämpfung der Lebensmittelverschwendung, aber auch um eine möglichst umweltfreundlich gestaltete An- und Abreise sowie die Wasser- und Stromversorgung. Doch was heißt das alles konkret? Auf beiden Festivals gibt es mehrere Recyclingstationen, an denen die Gäste ihren Abfall abgegeben können und er dann grob vorsortiert wird. Hinzu kommt eine Müllabfuhr, die über die gesamte Campingfläche fährt und ebenfalls den Abfall der Gäste entgegen nimmt.

Das Ziel dabei ist, möglichst viel Abfall zu sortieren, um so viele Wertstoffe wie möglich in den Kreislauf zurückgeben zu können. Durch Kooperationen im öffentlichen Nahverkehr wird aber auch der Anreiseverkehr grüner, da immer mehr Gäste auf ihr eigenes Auto verzichten und stattdessen kostenlos mit der Bahn/dem Metronom anreisen. Neben weiteren Aktionen und Strategien, die auf der jeweiligen Grün Rockt Website vom Hurricane oder Southside nachgelesen werden können, ist ein weiterer Schwerpunkt auch die Nutzung unserer Reichweite, um Gäste hinsichtlich Nachhaltigkeit zu sensibilisieren, wofür wir ebenfalls eng mit verschiedenen NGOs zusammenarbeiten. Durch die vielen Festivals und Veranstaltungen kommt FKP Scorpio eine besondere Verantwortung zu – aber eben auch die Chance, selbst etwas zu bewegen und viele Menschen für Nachhaltigkeit zu begeistern. Grün rockt!


3 Fragen an Selina Becker, verantwortlich für Nachhaltigkeit in der Festivalproduktion

Du bist für Nachhaltigkeit auf Festivals verantwortlich – aber was bedeutet das in deinem Alltag, wenn Du nicht gerade vor Ort bist?

Auch und besonders am Schreibtisch kann ich viel tun: Die bisher erarbeiteten Prozesse müssen ständig aktualisiert und verbessert werden, außerdem suchen wir stets nach Möglichkeiten, den ökologischen Fußabdruck der Festivals weiter zu verkleinern. Dafür ist auch ein reger Austausch mit Behörden, Naturschutzverbänden oder Anwohnern nötig – der Dialog mit ihnen und weiteren Beteiligten zieht sich durch das ganze Jahr.

Hinzu kommt das wir diverse Kampagnen und Strategien entwickeln, mit denen wir unseren Gästen das Thema Nachhaltigkeit näher bringen wollen. Allgemein erarbeiten wir stets neue Konzepte und erweitern bestehende, wofür außerhalb der Festivalsaison dann Ideen konkretisiert werden können.

Selina Becker (Foto: FKP Scorpio)

Was sind die größten Herausforderungen bei deiner Arbeit?

Alte Strukturen aufzubrechen und neue, alternative Ansätze einzubringen kostet auch uns immer viel Zeit und Mühe. Hinsichtlich der Festivalproduktionen ist auch die jährliche Umsetzung eine Herausforderung. Wenn wir etwas Neues ausprobieren und Verbesserungsbedarf feststellen, müssen wir ein Jahr warten, um nachsteuern zu können. Nachhaltigkeitsprozesse sind oftmals langwierig, was sich auch schon allein durch die komplexe Thematik ergibt.

Gleichzeitig muss sich unsere Arbeit auch immer weiterentwickeln: Mit neuen Vorgaben für Partner und einer breit angelegten Informationskampagne für Gäste wurde unter anderem der Verbrauch von Plastikmüll auf beiden Festivals signifikant verringert. Dazu beigetragen hat ein Einwegplastik-Verbot für alle Händler, Sponsoren und Gastronomen, was unter anderem Strohhalme, Besteck sowie Rührstäbchen aus Plastik beinhaltet. Die Besucher selbst wurden mit einer mehrteiligen Videokampagne online und vor Ort auf das Thema aufmerksam gemacht und aufgefordert, entsprechende Produkte nicht selbst mitzubringen, was Wirkung gezeigt hat, wie bei den Reinigungsarbeiten nach den Festivals deutlich wurde.

Um insbesondere kleinteiligen Metallmüll effektiver verwerten zu können, fand nach dem Hurricane ein Testlauf statt: Mit einem auf einem Trecker montierten Großmagneten können die Flächen in Zukunft noch besser und schneller gereinigt werden. Neben metallhaltigen Dosen und Konserven sowie Zelt-Heringen werden so auch kleinste Gegenstände wie Haarklammern, Sicherheitsnadeln, Schrauben, Nägel oder Drähte aufgelesen, was bei der händischen Reinigung bislang nicht möglich war. Ebenfalls neu beim Hurricane war die Einführung vom haushaltsüblichen Gelben Sack, wodurch die Effizienz der Sortierung nochmals gesteigert wurde.

Was sind die Chancen der ganzen Mühe?

Kurz gesagt: Dass wir gemeinsam mit unseren Gästen langfristig etwas bewegen können, auch über das jeweilige Festival hinaus. Wir sind stets bemüht, unsere eigenen Prozesse zu verbessern und unsere Gäste mit einzubeziehen. Auf dem Hurricane und Southside haben wir die Chance, Dinge auszuprobieren, die anschließend wirklich einen Unterschied machen.

Unser Ziel ist es, Gäste und Musikfans in ganz Europa zu erreichen und für Nachhaltigkeit zu begeistern. Obwohl wir schon vieles erreicht haben, ist der Weg aber noch lang. Daher werden wir auch in Zukunft genug zu tun haben – selbst, wenn wir nicht gerade auf dem Acker herumrennen!