Wir nutzen unsere unfreiwillige Auszeit, um unseren Kolleg*innen mal auf die heimischen Schreibtische zu schauen und zu fragen, wie sie die Pandemie verändert hat. Talissa arbeitet im Festivalbooking und sorgt für die richtige musikalische Mischung auf unseren Festivals. Dann kam die Pandemie, und diese Festivals konnten zweimal in Folge nicht stattfinden. Jetzt, viele gute Bücher und 8.243 Seiten später, ist Zeit für ein kleines Resümee der letzten Monate.
Was ist deine Aufgabe in unserem Team?
Ich bin Festival-Bookerin und kümmere mich mit mit dem Rest des Teams um die Konzeption unserer Festivals. Dabei spreche ich mit Agent*innen und Booker*innen und verhandle Angebote, Gagen, Slots oder auch mögliche Exklusivitäten. Beispielsweise für das Hurricane, Southside, Highfield oder auch das M'era Luna Festival. Wir überlegen uns wie das Programm und das Line-Up insgesamt aussehen soll und welche Künstler*innen auf welchen Slots spielen. Im Anschluss arbeiten wir daran, diese Skizze, unsere Wunschvorstellung, in die Realtität umzusetzen, bis schließlich das gesamte Line-Up steht.
Wie hat die Pandemie deinen Arbeitsalltag verändert?
Als erstes habe ich das Büro mit Elbblick gegen meine Ein-Zimmer-Home-Office-Wohnung eingetauscht. Auch wenn ich gerne von zu Hause arbeite, vermisse ich es manchmal doch, mich mit meinen Kolleg*innen auszutauschen und vor allem die Festivals gemeinsam zu buchen, anstatt sie abzusagen oder zu verlegen. Streckenweise habe ich deutlich weniger gearbeitet als sonst – das war zwar ungewohnt, aber eigentlich eine ganz willkommene Abwechslung.
Was hast du in den letzten Monaten gelernt?
Ich habe gemerkt, wie krass die Musikbranche in dieser schweren Zeit zusammenhält und dass viel mehr Verständnis füreinander herrscht, wenn alle auf einmal im selben Boot sitzen. Wir hatten auf unseren Festivals schon öfter mal mit Ausnahmezuständen zu tun, bei denen man spontan auf neue Extremsituationen reagieren musste, aber jetzt da die Welt in vielen Bereichen immer noch lahmgelegt ist und es allen ähnlich geht, bringt es den Zusammenhalt auf ein neues Level. Auch wenn die Erfolgserlebnisse meiner Arbeit, die Festivals, nicht stattfinden konnten und mir sehr fehlen, möchte ich die Branche nicht missen. Ansonsten habe ich meine freie Zeit sehr genossen. Ich habe zum Beispiel endlich wieder die Zeit gefunden, mehr zu lesen. In ruhigeren Phasen habe ich bestimmt alle zwei Tage ein Buch verschlungen, das müssten in diesem Jahr also schon so um die 44 Exemplare gewesen sein. Und falls jetzt die Frage aufkommt „Wohin mit den ganzen Büchern?“: Ich behalte nur die, die ich gut finde (lacht).
Worauf freust du dich am meisten, wenn es wieder losgeht?
Ich kann es nicht abwarten, wieder vor der Bühne zu stehen und Livemusik zu sehen und zu hören. Außerdem freue ich mich sehr darauf, mich wieder unbeschwert mit mehreren Freund*innen treffen zu können, ohne sich große Sorgen machen zu müssen. So wie es vor der Pandemie war!