Heute kann man schnell vergessen, dass selbst Ed Sheeran bei uns klein angefangen hat. Dabei gehört die Entdeckung und Förderung vielversprechender Talente genauso zu unserer Arbeit wie große Arenen-Shows: Mit dem Showcase Festival „Mucke bei die Fische“ geht unser Herzensprojekt in die sechste Runde und wird am 11. Mai 2024 wieder spannende Artists auf die Bühne des Molotow bringen. Die Bands „Marathon“ und „Really Good Time“ haben sich bereits angekündigt, weitere Acts werden in Kürze folgen – Grund genug, das Projektteam zu fragen, worauf sich Hamburg freuen kann und warum das Projekt heute wichtiger ist denn je.
Moin zusammen! Fangen wir bei euch an, bevor es um die Arbeit geht: Was sind eure Aufgaben bei FKP Scorpio und bezogen auf unsere Nachwuchsförderung „Mucke bei die Fische“?
Lara: Wir sind alle vier Promoterinnen, wir kümmern uns also um die Organisation und Durchführung von Tourneen und Konzerten. Wir beantworten Anfragen von Agent*innen, suchen und buchen Venues für die Konzerte, koordinieren den Vorverkauf und organisieren die Zusammenarbeit mit örtlichen Veranstalter*innen, Tourmanager*innen und Agent*innen. Und auch in der Livekultur geht es nicht ohne eine Menge Administration, beispielsweise jeglicher Zahlungsverkehr, Verträge und nach den Shows natürlich die Abrechnung.
Bei „Mucke bei die Fische“ kümmere ich mich gemeinsam mit Sophie ums Marketing, wir besprechen also mit der Marketingabteilung, wie möglichst viele Menschen von unserem Showcase-Festival und der Konzertreihe erfahren können.
Sophie: Uns geht es gerade bei diesem Thema darum, auch mal outside the box zu denken, um den Leuten wirklich verständlich zu machen, warum wir so aktiv Nachwuchsförderung betreiben und warum es sich lohnt, gerade kleine Artists zu unterstützen.
Pauline: Ich kümmere mich um die Produktion des Festivals: Kurz gesagt stelle ich am Showtag sicher, dass alles gut vorbereitet ist und die Konzerte wie geplant und vor allem pünktlich über die Bühne gehen können. Beispielsweise schicke ich die Rider mit den Anforderungen der Bands an die Venue und schaue, dass wir die richtige Technik und genügend Personal vor Ort haben. Dazu gehört auch die Backline (Anm.: Teil der Verstärkeranlage auf der Bühne), und das ist vielleicht eine gute Überleitung zu Lioba.
Lioba: Stimmt, ich kümmere mich dieses Jahr mit der Unterstützung von Lara um das Sponsoring. Die Kosten für Livemusik steigen, und wir sind gerade dabei, auszuloten, was möglich ist. Die Tontechnik oder insbesondere Hotelzimmer sind Faktoren, die die Kosten schnell in die Höhe treiben.
Wenn jemand helfen möchte: Was sucht ihr denn konkret noch?
Lioba: Die Backline hat mit „Captured Live“ einen treuen Sponsor, großen Bedarf haben wir noch an Hotelzimmern. Grundsätzlich gibt es aber unzählige Wege, wie potenzielle Partner einen Mehrweg für das Festival, die Bands oder das Publikum schaffen können. Sprecht uns gerne über das Kontaktformular an!
„Mucke bei die Fische“ ist aber eigentlich mehr als ein Festival und steht auf zwei Säulen. Könnt ihr erklären, wie das Konzept genau aussieht?
Lara: Klar! Zunächst einmal ist „Mucke bei die Fische“ ein Showcase Festival, das eine ganze Reihe von spannenden Nachwuchstalenten an einem einzigen Abend im Molotow erlebbar macht. Gleichzeitig finden wir natürlich viel mehr Acts spannend und fördernswert als in einen einzigen Konzertabend passen würden. Daher machen wir unter der Marke „Mucke bei die Fische präsentiert“ in regelmäßigen Abständen auf Konzerte von Acts aufmerksam, die man unserer Ansicht nach nicht verpassen sollte.
Pauline: Genau, es geht darum, Bands, die in Deutschland noch am Anfang stehen, ein Forum und durch unterstützende Öffentlichkeitsarbeit die Aufmerksamkeit zu geben, die sie verdienen.
Sicher, Nachwuchsförderung ist für eine vielfältige Kulturlandschaft wichtig und auch Teil unserer Unternehmensphilosophie. Die Umstände insbesondere für kleinere Bands sind gerade alles andere als optimal. Was heißt das für sie und eure Arbeit genau?
Lioba: Es gibt da draußen viele gute Stimmen, denen eine Bühne fehlt. Insbesondere FLINTA*-Acts sind oft unterrepräsentiert, weshalb wir mit unserem Booking allgemein versuchen, für mehr Diversität zu sorgen. Generell ist es so, dass gerade kleinere Künstler*innen am Anfang ihrer Karriere Probleme haben, Touren und Gigs außerhalb ihrer Heimatregion zu finanzieren. Und angesichts der nach der Pandemie stark gestiegenen Preise hat sich dieses Problem noch mal verschärft. Touring wird sehr schnell sehr teuer, daher können Formate, wo mehrere Acts zu einem günstigen Preis zu erleben sind, auch für die Erschließung eines neuen Publikums ein wichtiges Instrument sein.
Steigende Preise bedingen natürlich eine sinkende Kaufkraft, was sich auch auf der Nachfrage-Seite bemerkbar macht. Spürt ihr das in eurer Arbeit?
Lara: Definitiv, wir sehen gerade bei kleineren Acts, dass die Nachfrage gesunken ist. Die Leute überlegen sich sehr genau, wie sie ihr Geld ausgeben und kaufen sich Tickets, wenn überhaupt, viel kurzfristiger. Aufbauend auf das, was Lioba gerade schon sagte, bietet „Mucke bei die Fische“ unseren Gästen die Möglichkeit, etliche neue Bands kennenzulernen, ohne gleich die Katze im Sack zu kaufen, weil sowohl das Festival als auch die Präsentationsreihe sorgsam kuratierte Formate sind.
Erklärt uns Laien doch mal, wie ihr kuratiert! Wie sieht eure tägliche Arbeit aus, und wie erfahrt ihr im Normalfall von neuen Talenten?
Lara: Das ist bei jeder und jedem aus dem Team sicher ein bisschen anders. Die eigenen Hörgewohnheiten prägen natürlich total, und allein über unseren eigenen Musikkonsum finden wir immer wieder Acts, die spannend sein könnten. Eine weitere Möglichkeit sind Showcase-Festivals wie das Eurosonic oder Great Escape, und letztlich hat FKP Scorpio natürlich auch ein großes Netz an Kontakten, durch das auch immer wieder Tipps an uns herangetragen werden.
Sophie: Lara hat das schon gut zusammengefasst. Ich persönlich höre sehr viel Musik und schaue sofort, ob ein Name für uns buchbar wäre, wenn mir ein Song gefällt. Oft kommen auch Agent*innen auf uns zu und fragen, ob wir Interesse haben. In beiden Fällen hören wir uns die Acts im Team an und entscheiden dann, wie es weitergeht.
Auf der „Mucke bei die Fische“-Bühne stand unter anderem Tom Grennan, der mittlerweile durch die Decke gegangen ist. Ich kann mir vorstellen, dass es sich ziemlich gut anfühlt, den richtigen Riecher gehabt zu haben oder Künstler*innen über einen längeren Zeitraum zu begleiten. Wie fühlt sich das für euch an?
Pauline: Klar, das ist großartig! Wenn man sieht, wie Künstler*innen wachsen, ist das immer ein tolles Gefühl. Dafür haben sich die vielen Stunden der Vorbereitung definitiv gelohnt.
Coverfoto (v.l.n.r.): Florian Mackert, Lara Welter, Lioba Kock, Lara Molinari, Pauline Pappert und Sophie Markmeier / (auf dem Foto nicht dabei: Laurin Rutgers, Michael Nolte).