(English version below) ISE war eine von sechs talentierten Newcomer-Acts, die die Gäste unseres Showcase-Festivals "Mucke bei die Fische" begeistert haben. Wir haben mit der erst 18-jährigen Belgierin über neue Erfolge, alte Dämonen und die unvergleichbare Kraft von leisen Tönen gesprochen.

Es läuft verdammt gut für ISE aus dem belgischen Bree: Ihr Debut als Singer-Songwriterin in 2023 beschreibt sie selbst als „Schneeball“, der auch in diesem Jahr keine Zeichen der Entschleunigung zeigt: Sie begeisterte nicht nur auf Festivals wie Pukkelpop (BE), Sziget (HU) und Bospop (NL), sondern entschied auch angesehene Musikwettbewerbe wie Sound Track und Imagine Music Experience Netherlands für sich. Gleich zu Beginn dieses Jahres hat sie Studio Brussels' „de nieuwe lichting 2024“ abgeräumt.

„Ich habe schon früh angefangen, Musik zu machen. Anfangs in Coverbands, seit der Pandemie schreibe ich auch eigene Songs“, erzählt sie. „Das war auch der Zeitpunkt, an dem ich erste Solo-Shows in kleinen Clubs gespielt habe. Ein halbes Jahr später hat mein heutiger Manager Simon ein Video von mir gesehen und Kontakt zu mir aufgenommen. Und dann ist ziemlich schnell ziemlich viel passiert, zum Beispiel mein Auftritt beim Sziget, der eine großartige Erfahrung war.“

Wer sich fragt, warum ihr Manager keine Zeit verlieren wollte, die 18-Jährige zu kontaktieren, kann sich hier selbst überzeugen:

ISE hat eine besondere Stimme: Rau im Timbre, aber dennoch schmelzend-weich, bricht sie nur genau dann, wenn die Sängerin es will. Dieses Maß an Kontrolle ist für ihr Alter nicht selbstverständlich, genauso wenig wie die Klarheit und Kraft, die ihren effektvollen Songs innewohnt. Instrumental braucht es da nur minimale, aber geschmackvolle Begleitung an der Gitarre oder dem Klavier. Die Fähigkeit, ohne große Orchestrierung oder Schnörkel unmittelbar Gefühle auszulösen, könnte in Zukunft der Grund sein, warum der rollende Schneeball zur Lawine wird.

„Wenn du ganz allein auf der Bühne stehst, kannst du dich nicht hinter einer Band verstecken. Dieser Gedanke kann manchmal einschüchternd sein, aber letztendlich ist es genau das, was meine Musik ausmacht“, so ISE. Ein weiterer Punkt ist sicherlich die Tatsache, dass die Inhalte ihrer Songs nicht willkürlich sind: „In vielen meiner Lieder geht es um eigene Erfahrungen wie die Scheidung meiner Eltern. Ich finde es schade, dass das nach wie vor ein Tabu-Thema ist, obwohl sich immer mehr Menschen trennen, was natürlich immer Auswirkungen auf ihre Kinder hat. Für mich selbst war die Musik in dieser schwierigen Zeit wie Therapie, die mir geholfen hat, das zu verarbeiten. Mit zunehmendem Erfolg kann ich eine hörbare Stimme derjenigen sein, die aus diesem Grund genauso gelitten haben wie ich – das spornt mich an.“

Natürlich hat sie auch musikalische Ziele: Zum Beispiel eine weitere Singleveröffentlichung, bevor die erste eigene EP erscheint. Dafür müsste ISE aber erst mal die Zeit fürs Studio finden, was angesichts weiterer Festivaltermine, einer Tour mit Guano Apes und dutzenden Soloshows in 2024 kein leichtes Unterfangen wird. Wer darauf also nicht warten möchte, sollte diese Künstlerin unbedingt live erleben. Gelegenheiten dazu gibt es glücklicherweise und verdient genug.

(EN)

ISE and the power of your own fragility

ISE was one of six talented newcomer acts who wowed the guests at our "Mucke bei die Fische" showcase festival. We spoke to the 18-year-old Belgian about new successes, old demons and the incomparable power of soft sounds.


Things are going pretty damn well for ISE from Bree, Belgium: She describes her debut as a singer-songwriter in 2023 as a "snowball" that shows no signs of slowing down this year either: She not only wowed audiences at festivals such as Pukkelpop (BE), Sziget (HU) and Bospop (NL), but also won prestigious music competitions such as Sound Track and Imagine Music Experience Netherlands. Earlier this year, she also won Studio Brussels' "de nieuwe lichting 2024".


"I started making music at an early age. Initially in cover bands, but since the pandemic I've also been writing my own songs," she explains. "That was also when I played my first solo shows in small clubs. Six months later, my manager Simon saw a video of me and contacted me. And then a lot happened pretty quickly, for example my performance at Sziget, which was a great experience."
Anyone wondering why her manager didn't want to waste any time contacting the 18-year-old can hear for themselves:

ISE has a special voice: rough in timbre, yet meltingly soft, it only breaks when the singer wants it to. This degree of control is not a given for her age, nor is the clarity and power inherent in her effective songs. Instrumentally, she only needs minimal but tasteful accompaniment on the guitar or piano. The ability to immediately trigger emotions without much orchestration or embellishment could be the reason why the rolling snowball could become an avalanche in the future.

"When you're all alone on stage, you can't hide behind a band. That thought can be intimidating at times, but ultimately that's what my music is all about," says ISE. Another point is certainly the fact that the content of her songs is not arbitrary: "A lot of my songs are about my own experiences, like my parents' divorce. I think it's a shame that this is still a taboo subject, even though more and more people are separating, which of course always has an impact on their children. For me, music was like therapy during this difficult time and helped me to come to terms with it. With increasing success, I can be an audible voice for those who have suffered as much as I have because of this - that spurs me on."

Of course, she also has musical goals: For example, another single release before the release of her first own EP. However, ISE would first have to find the time for the studio, which will be no easy feat in view of further festival dates, a tour with Guano Apes and dozens of solo shows in 2024. So if you don't want to wait, you should definitely experience this artist live. Fortunately, there are plenty of well-deserved opportunities to do so.

Coverfoto: Lutz Adorf