Wie steht es um das Live-Geschäft 2025 und darüber hinaus? Unser CEO und Gründer, Folkert Koopmans, sprach mit Pollstar über herausfordernde Zeiten, wohlverdiente Erfolge und warum faire Preise wichtiger sind denn je. Das vollständige Interview gibt es unten – und weitere Hintergrundgeschichten zur Livebranche bei Pollstar.
Wie läuft euer Geschäft in Deutschland? Seid ihr zufrieden mit dem Tour- und Festivalkalender 2025? Gibt es besondere Highlights, die du hervorheben möchtest?
Wir haben 22 Shows von Ed Sheerans „Mathematics“-Tour veranstaltet – ein großer Erfolg und ein wichtiger Meilenstein: Wir konnten Ed einen Award überreichen, weil wir gemeinsam seit 2011 über 5 Millionen verkaufte Tickets erreicht haben. Weitere Künstler in unserem Tourkalender sind Nick Cave, Jamiroquai, Mumford & Sons, Kraftwerk oder James Blunt. Wir haben einer Vielzahl internationaler Acts den Weg zum deutschen Publikum ermöglicht, von Rocklegenden bis zu Newcomern.
Bei den Festivals hatten unsere Aushängeschilder Hurricane und Southside ein gutes, wenn auch nicht ausverkauftes Jahr – mit sehr positiven Aussichten für 2026 und das 30-jährige Jubiläum des Hurricane Festivals: Innerhalb von nur 24 Stunden konnten wir 60.000 Tickets für die nächste Ausgabe von Hurricane und Southside verkaufen. Die ersten Acts um Twenty One Pilots, Kraftklub und Yungblud wurden sehr gut angenommen. Ein weiteres Highlight war der Vorverkaufsstart unseres Gothic-Festivals M’era Luna, bei dem über die Hälfte der 25.000 Tickets in nur zwölf Stunden verkauft wurde.
Wie schneidet das Jahr im Vergleich zu 2024 ab? Läuft alles in ähnlicher Richtung weiter? Gibt es auffällige Veränderungen im Ticketverkauf? Und falls es Unterschiede zwischen dem Konzert- und Festivalgeschäft gibt – wo liegen sie?
Insgesamt entwickeln wir uns weiterhin sehr positiv, der Trend geht also nach oben. Auch wenn Hurricane und Southside in diesem Jahr nicht ausverkauft waren, konnten wir unser Geschäft auf sinnvolle Weise ausbauen, etwa durch den verstärkten Einstieg in den wachsenden Markt für Family Entertainment und Ausstellungen.
Welche Trends oder Entwicklungen im deutschen Live-Entertainment fallen dir derzeit besonders auf?
Immersive Ausstellungen und familienorientierte Shows ziehen europaweit große Publikumszahlen an. Unsere eigenen Projekte in diesem Bereich waren bemerkenswert – etwa Minecraft oder Formula 1, die jeweils über 300.000 Tickets verkauft haben. Das zeigt, wie groß die Nachfrage nach innovativen, immersiven Erlebnissen geworden ist. Auch Comedy ist ein stark wachsendes Segment: Allein in Deutschland haben wir in den letzten zwei Jahren hunderte Shows veranstaltet und über 250.000 Fans erreicht. Mehr denn je sucht das Publikum nach Vielfalt, von Konzerten über Comedy bis hin zu interaktiven Ausstellungen.
Die Stärke nationaler Acts scheint ebenfalls ein Thema zu sein. FKP Scorpio hatte schon immer Erfolg mit deutschen Künstlern – hat deren Bedeutung zuletzt zugenommen? Kannst du das an einem Beispiel festmachen?
DACH-Acts spielen für unser Geschäft weiterhin eine wichtige Rolle. Wie überall fördern wir auch hier gerne neue Talente: Ein Beispiel ist der Rapper BAC, der in diesem Sommer 32 Festivalshows gesspielt und im Herbst mit seiner eigenen Tour fast alle Termine ausverkauft hat.
Gibt es wirtschaftliche Faktoren, die euer Geschäft derzeit stärker beeinflussen als in den letzten Jahren? Oder sind es weiterhin vor allem die hohen Kosten? Wie reagiert ihr darauf?
Die Livebranche ist lebendig, aber nicht ohne Herausforderungen. Wirtschaftliche Stagnation in Deutschland und steigende Lebenshaltungskosten schmälern bei manchen Haushalten das Budget für Unterhaltung. Dennoch bleibt die Nachfrage hoch, denn große Tourneen und Festivals ziehen weiterhin riesige Menschenmengen an. Das zeigt: Die Begeisterung für Live-Erlebnisse ist selbst in schwierigeren Zeiten ungebrochen.
Welche Herausforderungen gilt es aktuell noch zu meistern?
Die Produktionskosten und Künstlergagen für Festivals steigen drastisch, und unsere Branche muss Wege finden, damit umzugehen. Leider konnten selbst einige renommierte Festivals wie Rocko del Schlacko, With Full Force oder Melt diesem Kostendruck nicht mehr standhalten.
Wo siehst du die größten Chancen auf dem deutschen Markt?
Eine der größten Hürden des deutschen Live-Markts ist die starke Konkurrenz. Als einer der größten Märkte Europas konkurrieren internationale Tourneen und unzählige nationale Acts um dasselbe Publikum. Für aufstrebende Künstler ist das besonders schwer: Fans haben unendlich viele Optionen, aber begrenzte Budgets, vor allem bei steigenden Lebenshaltungskosten.
Aus unserer Sicht entsteht Erfolg, wenn man auf dem Boden bleibt und die Fans an erste Stelle setzt. Bezahlbarkeit und Zugänglichkeit sind dabei entscheidend: Niemand sollte sich Live-Musik nicht leisten können. Wer faire Preise bietet und konsequent Qualität liefert, gewinnt das Vertrauen des Publikums – und genau dieses Vertrauen, kombiniert mit starker Mund-zu-Mund-Propaganda, ist in Deutschland der sicherste Weg zu langfristigem Erfolg.
Gibt es deutsche Städte, die für internationale Acts inzwischen zu Pflichtstationen geworden sind, obwohl sie das früher nicht waren?
Berlin, Hamburg, Köln und München gehören weiterhin zu den Pflichtstopps, daran hat sich über die Jahre wenig geändert.
Gibt es Städte, die zusätzliche Konzertarenen gebrauchen könnten, oder ist die Infrastruktur in Deutschland ausreichend?
München und Frankfurt könnten von einer neuen Arena profitieren – die bestehenden Hallen sind solide, aber nicht mehr ganz auf dem neuesten Stand.
Gibt es noch etwas, das du der internationalen Pollstar-Leserschaft mitgeben möchtest?
Unser internationales Touring-Team wächst stetig. Mit europäischen Tourneen von Künstlern wie Neyo, Ado, Berlioz, Flo Rida oder Ed Sheeran vergrößern wir das Show-Volumen in unseren lokalen Büros kontinuierlich.
Dieses Interview und weitere Hintergründe zur Livemusik-Branche gibt es auf Pollstar.

