Wir nutzen unsere unfreiwillige Auszeit, um unseren Kolleg*innen mal auf die heimischen Schreibtische zu schauen und zu fragen, wie sie die Pandemie verändert hat. In diesem Beitrag erzählt uns Inga aus dem Tourneebooking, wie ihr Alltag innerhalb weniger Tage auf den Kopf gestellt wurde, warum sie den letzten Sommer trotz der fehlenden Konzerte ganz gut genießen konnte und wie zum Teufel ein Sportboot in diese Geschichte passt.
Was ist deine Aufgabe in unserem Team?
Ich versuche es einmal kurz und knapp zu beschreiben. Im Kern kümmere ich mich gemeinsam mit meinem Team, bestehend aus acht Kolleginnen und Kollegen, um das Tourneebooking für die vorwiegend internationalen und meistens auch größeren Acts im FKP Scorpio-Roster. Also beispielsweise Ed Sheeran, Céline Dion oder auch die Foo Fighters. Aber wir buchen auch zahlreiche kleinere und mittelgroße Künstlerinnen und Künstler. Zu unseren Aufgaben zählt die gesamte Abwicklung dieser Tourneen. Das startet mit dem Booking und der Auswahl der Städte und Venues, Einholen der Freitermine und der finanziellen Planung der Veranstaltung. Dann kümmern wir uns natürlich auch um die Umsetzung vor Ort und sind im ständigen Austausch mit Agent*innen und Künstler*innen. Im Prinzip übernehmen wir also das Projektmanagement von der ersten Idee einer Tournee bis zur Veranstaltung selbst.
Wie hat die Pandemie deinen Arbeitsalltag verändert?
Insgesamt gab es für mich drei ganz große Veränderungen, und die größte war sicherlich, dass es auf einmal keine Konzerte und Veranstaltungen mehr gab. Wir waren zum ersten Lockdown gerade mit James Blunt auf Tour und hatten bis zur endgültigen Absage der noch übrigen Shows gehofft, die Tour irgendwie fortführen zu können. Man hat die Dauer der Pandemie und den Ernst der Lage Anfang März einfach noch nicht abschätzen können. Im Endeffekt wurden dann aber nur zwei Shows gespielt, und wir werden diese Tour voraussichtlich auch erst zwei Jahre später, also 2022, beenden können.
Außerdem fehlte auf einmal der direkte Kontakt zu den Kolleg*innen. Wir haben alle schon am Anfang der Pandemie unseren Arbeitsplatz ins Home Office verlegt und dort sitzen wir, über ein Jahr später, noch immer. Wir haben zwar schon vorher, vor allem mit den Managements und Künstler*innen, viel Kontakt über Telefon und Mail gehabt, aber wenn dann auf einmal der direkte Kontakt und das gemeinsame Mittagessen mit dem Team komplett fehlt, dann ist das noch einmal etwas anderes.
Die dritte und auch eine gravierende Änderung war, dass es auch arbeitstechnisch weniger und auch ruhiger wurde. Unser Arbeitsalltag bestand auf einmal nur noch aus Verlegungen, Verlegungen und noch mehr Verlegungen. Die großen Bestätigungen, an denen wir teilweise so lange arbeiten, fehlten komplett. Mittlerweile sind unsere Schreibtische aber auch wieder voller und wir planen fleißig für 2022. Da wird einiges los sein!
Was hast du in den letzten Monaten gelernt?
Ich habe gelernt, dass wir auch sehr gut von zu Hause aus arbeiten können. Es ist zwar nicht vergleichbar, weil der Austausch mit den Kolleg*innen fehlt, aber unsere Tools unterstützen uns schon sehr. Ein kleiner Vorteil ist auch, dass wir nicht für alles immer vor Ort sein müssen, sondern vieles einfach und schnell digital regeln können. Ansonsten habe ich den letzten Sommer auch ohne Konzerte und Events gut überbrücken können. Ich hatte sehr viel Zeit für mich selbst, konnte das Wetter genießen und habe die Gelegenheit genutzt, einen Sportbootführerschein zu machen.
Worauf freust du dich am meisten, wenn es wieder losgeht?
Das kann ich schnell beantworten: Ich freue mich darauf, endlich alle meine Kolleg*innen wiederzusehen und auf den direkten Austausch. Außerdem kann ich es kaum erwarten, endlich wieder auf Konzerten unterwegs zu sein, sowohl in engen und verschwitzten Venues als auch in Arenen und Stadien.