Wir nutzen unsere unfreiweillige Auszeit, um unseren Kolleg*innen mal auf die heimischen Schreibtische zu schauen und zu fragen, wie sie die Pandemie verändert hat. Sven würde das nie so sagen, aber ohne ihn geht bei unseren Festivals nichts: Er kümmert sich um die finanzielle Kalkulation der Festivals und erzählt im Blog, warum ihm ausgerechnet der Ausblick aus seinem Bürofenster fehlt.
Was ist deine Aufgabe in unserem Team?
Kurz gesagt bin ich für die Administration und das Controlling unserer Festivals zuständig. Was heißt das? Alles, was mit Zahlen zu tun hat, läuft über meinen Schreibtisch. Ich erstelle die Festivalkalkulationen, in denen ich alle Einnahmen und Ausgaben gegenüberstelle - übrigens eine echte Mammutaufgabe, da es auf beiden Seiten um mehrere Hundert Einzelpositionen geht. Der administrative Teil betrifft die Bearbeitung aller Eingangsrechnungen und das Schreiben eines Großteils der Ausgangsrechnungen.
Wie hat die Pandemie deinen Arbeitsalltag verändert?
Das war für mich schon ein großer Einschnitt. Als letztes Jahr feststand, dass unsere Festivals allesamt ins Wasser fallen, war klar, dass ich in der näheren Zukunft sehr wenig zu tun haben werde: keine Geldströme, keine Arbeit! Ich habe also tatsächlich sehr viel Freizeit, eine krasse Veränderung meines Alltags. Für mich ist das auf Dauer alles andere als positiv, weil ich einfach sehr gerne arbeite. Das hier ist mehr oder weniger mein Traumjob: In meinem Beruf eine Aufgabe gefunden zu haben, die mich zum Teil vieler Festivals macht, ist für mich einfach das Größte!
Was hast du in den letzten Monaten gelernt?
Ich habe die Zeit beispielsweise genutzt, um meine Excelkenntnisse zu verbessern. Auch sehr praktisch: Ich kann jetzt im Zehnfingersystem schreiben - wollte ich mir schon immer mal aneignen, hatte aber natürlich nie die Zeit dafür. Ich habe aber auch lernen müssen, meinen Alltag neu zu strukturieren. Wir alle waren gezwungenermaßen viel zu Hause, was schon ein Umdenken und mehr Disziplin erfordert, damit der Tag nicht irgendwann mittags beginnt...
Außerdem habe ich endgültig festgestellt, dass ich kein Home Office-Typ bin. Geahnt habe ich das schon früher, schon im Studium bin ich zum Lernen immer in die Bibliothek gegangen. In meinem heutigen Job sind drei Bildschirme ohnehin schon fast eine Notwendigkeit - und die passen gar nicht auf meinen heimischen Schreibtisch.
Worauf freust du dich am meisten, wenn es wieder losgeht?
Ich fang' mal beruflich an: Ich freue mich darauf, wieder Kolleginnen und Kollegen zu treffen, einfach mit allen in direktem Kontakt zu stehen. Außerdem kann ich es kaum erwarten, wieder vor Ort bei unseren Festivals zu sein. Auch privat fehlt mir Livekultur: Konzerte besuchen oder einfach irgendwo ein Bier trinken.
Eine Kleinigkeit will ich auch nicht verschweigen: Der Ausblick aus meinem Bürofenster ist der Knaller! Täglich auf die Elbe mit ihrem Schiffsverkehr zu blicken, ist wunderbar. Auch mein Arbeitsweg mit der Fähre ist durch nichts zu ersetzen.