Schwitzen statt Sitzen: Vom heimlichen Erfolg der bewegten Pause

Hier mal eine gute Frage, die in unserem Büro relevant geworden ist: Grüßt oder ignoriert man vorbeilaufende Kollegen, während man im Sonnengruß versucht, nicht wie der letzte Depp auszusehen? Ein Dilemma. Momentan scheint sich die stille Übereinkunft durchzusetzen, dass beide Parteien beschämt zu Boden blicken. Das muss aber eigentlich gar nicht sein: Denn der Sonnengruß ist bei uns quasi institutionalisiert, mit Anweisung von ganz oben. Die "Bewegte Pause" soll krumme Büro-Rücken und ausgemergelte Mucker-Körper wieder in Form bringen, oder zumindest dazu animieren, mal wieder die eigenen Sportschuhe zu schnüren. Das Schlimmste ist: es funktioniert.

Safety first: Wir trauen niemandem mit einem Theraband und trainieren grundsätzlich nur in der Nähe des Verbandkastens. (Foto: FKP Scorpio)

Denn wenn sich der Hamburger Speckgürtel auf den eigenen Bauchumfang auszudehnen droht, steht man als wohlstandsversteifter Städter vor der Qual der Wahl: Fitnessclub, Acro-Yoga, Fahrradpolo, Manager-MMA – was darf’s denn sein? Verordneter Sport schafft hier Abhilfe: Du willst Alpaka-Squash? Gibt’s nicht. Hier wird Yoga gemacht, und wenn Du lieb warst zur Abwechslung mal Pilates oder irgendwas mit Bändern. Recht so, denn alle mutigen Kollegen, die sich einst etwas verstohlen an den Konferenzräumen trafen, trainieren mittlerweile gerne Muskeln, von deren Existenz sie vorher nichts geahnt hatten.

Wenn dann die ersten Gelenke knacken und Seufzer ertönen, könn sich unsere Drill-Instructors ein Lächeln nicht verkneifen. Kein reiner Sadismus, denn sie wissen, dass sie uns gerade etwas Gutes tun. Sitzen, so kann man überall lesen, ist die Zigarette des 21. Jahrhunderts. Nicht weniger als der Untergang des Abendlandes. Im Ernst! Die Arbeit kann noch so schön sein, unsere Steinzeitkörper würden halt lieber durch die Steppe traben als E-Mails zu schreiben. Und da Rückenleiden krank machen, sind sie auch für viele Fehlzeiten verantwortlich – da schließt sich für alle Personaler dann der Teufelskreis. Die gute Nachricht: Kluge Menschen haben herausgefunden, dass schon wenig Bewegung einen nennenswerten Effekt auf unser Wohlbefinden hat.

Das alles möchte man den manchmal ungläubig dreinblickenden Kollegen entgegenschmettern, die mit gesenktem Haupt vorbeihuschen. Leider fehlt dafür meist die Atemluft. Aber auch das ist nichts, was mit etwas Training nicht zu lösen wäre.

(Keine Angst, Alpaka-Squash gibt es gar nicht.)

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