Hanseatic Help: Wie nicht mehr benötigte Zelte ein zweites Leben bekommen
Mal ehrlich: Ein Zelt aufzubauen ist gar kein großes Ding. Unserer Erfahrung nach tun sich manche Festivalgäste eher mit seinem Abtransport schwer – zumindest nach drei Tagen Party. Für solche Fälle kommen unsere Freunde von Hanseatic Help ins Spiel, die auf dem Hurricane Schlafsäcke, Isomatten und Zelte sammeln, aufbereiten und an Menschen weitergeben, für die diese Dinge keine Wegwerfprodukte sind. Wir haben mit Janina Frauendiener gesprochen, die das Projekt ehrenamtlich leitet.
Hey Janina! Ihr seid 2015 mit Hanseatic Help gestartet. Was war der Grund für euer Engagement, auf wen geht es zurück und wie hat sich Hanseatic Help seitdem entwickelt?
2015 mussten viele Menschen, vor allem in Syrien, aus ihrer Heimat fliehen. Es fehlte ihnen an allem, deshalb brachten hilfsbereite Hamburger*innen Kleiderspenden in die Messehallen, wo viele der Geflüchteten übergangsweise untergebracht waren. Aus dieser Situation heraus hat sich Hanseatic Help gegründet. Da waren also ein paar Leute, die sich dachten: Irgendwie müssen wir diese ganzen Kleiderspenden hier mal sortieren und schnell zu den Menschen bringen. Seitdem hat sich der Verein extrem professionalisiert: Es gibt ein Warenwirtschaftssystem, einen LKW, hauptamtliche Helfer*innen und superviele Ehrenamtliche, die das Rückgrat von Hanseatic Help bilden und zum Beispiel auch unsere Festivalaktion stemmen. Bei all den tollen Strukturen können wir aber auch nach wie vor richtig gut „#einfachmachen” – also schnell und kreativ reagieren, wenn es die Situation erfordert.
Wie kann ich mir denn eure Arbeit auf unserem Festival vorstellen? Wie viel Zelte, Schlafsäcke und sonstige Spenden kommen zusammen?
Wir haben einen Infostand, wo wir über uns und unsere Spendenaktion informieren. Es gibt eine coole Fotobox mit Kostümen und andere tolle Aktionen für das Festivalpublikum. Dabei geht es auch um Nachhaltigkeit von Textilspenden und den weiteren Zweck der gesammelten Festivalspenden, also Schlafsäcken, Zelten und Isomatten. Am Ende des Festivals kann man Equipment, das man nicht mehr benötigt, direkt bei uns abgeben. Über den Festivalsommer kommen so insgesamt meistens über 1000 Sachspenden zusammen.
Und was passiert danach mit dem Material, von Reinigung bis Weitergabe?
Die Sachen werden nach dem Festival aufbereitet, das heißt, Schlafsäcke werden bei uns in Hamburg gewaschen, Zelte und Isomatten mit Besen und Schlauch gereinigt. Dann kommen die Artikel in unser Lager, bis sie z.B. von Initiativen der Obdachlosenhilfe bei uns bestellt werden. Da der Bedarf leider immer hoch ist, bleibt normalerweise nichts lange bei uns.
Außerdem ist dieser Aspekt ja nur ein Teil eurer heutigen Arbeit. Welche Projekte treibt ihr sonst noch voran?
Jede Menge! Ich versuche es mal kurz zu fassen: Wir helfen im Prinzip immer da, wo Hilfe in Form von Kleiderspenden gebraucht wird. Neben unserer Arbeit mit mehr als 300 gemeinnützigen Einrichtungen in Hamburg greifen wir auch bundes- und weltweit auf ein großes Netzwerk an Hilfsorganisationen zurück. Im Krisenfall, wie zum Beispiel nach dem Erdbeben in Syrien und der Türkei, können wir so schnell und bedarfsgerecht unterstützen. Wir sind auch Partner im Städtepakt #HamburgKyiv und organisieren Hilfstransporte in die Ukraine.
An unserem Standort Hamburg nehmen wir nicht nur Kleiderspenden an, wir betreiben inzwischen auch eigene Hanseatic Help Stores: Dort können Menschen mit geringem Einkommen direkt kostenlose Kleidung bekommen. Das funktioniert wie im Geschäft, also sie suchen sich Teile aus, probieren sie an, und so weiter – nur ohne Bezahlen. Mittlerweile gibt es drei Hanseatic Help Stores, fast ausschließlich ehrenamtlich betrieben. Hier suchen wir übrigens auch immer Leute, die mithelfen möchten!
Mehr Infos zu Hanseatic Help und den Hanseatic Help Stores unter:
https://www.hanseatic-help.org/
https://www.helpstore.de/
Wer die Arbeit des Vereins dauerhaft unterstützen möchte, ist bei den Hanseatic Help Supporters richtig: https://www.hanseatic-help.org/supporters/