„Nach Hause gehen und die letzten Monate genießen“: So lautete der letzte Rat von Marie Fays Ärzten, als Anfang 2023 fest stand, dass ihr Körper die Chemotherapie wohl nicht mehr packen würde. Gegangen ist sie – aber nicht nur nach Hause: Da sie schon oft auf dem Southside war, wollte sie unser Festival zum vermeintlich letzten Mal besuchen. Heute sagt sie, das Southside habe ihr das Leben gerettet. Die Gründe dafür? Ein unglaublicher Zufall, Maries ungebrochener Wille und in Zukunft hoffentlich auch die Hilfe unserer Festival-Familie.
Maries Kampf gegen den Krebs beginnt 2016 mit der Diagnose eines Knochensarkoms. Die kommenden Jahre sind geprägt von Chemotherapien und Operationen, und leider auch von Metasthasen in der Leiste und der Lunge. Der Krebs streut nach einer weiteren OP erneut, diesmal in unmittelbarer Nähe zum Herzen, der Lungenarterie und der Speiseröhre – eine operative Entfernung wäre zu riskant. Es ist Anfang 2023, und Marie wird immer schwächer. Sie muss künstlich ernährt werden und bekommt kaum Luft, sitzt im Rollstuhl und kann nur noch im Sitzen schlafen. Ihre Chemotherapie wird abgebrochen.
Nur zuhause hält es die heute 32-Jährige aber trotzdem nicht aus. „Seit ich mit meinem Freund zusammengekommen bin, sind wir immer zum Southside gefahren“, erzählt sie uns am Telefon. „Eigentlich wollte ich die Karten eine Woche vor dem Festival doch verkaufen, weil es mir einfach zu schlecht ging. Als das nicht gelang, sind wir doch hingefahren, obwohl klar war, dass ich nicht viel außerhalb meines Wohnmobils sehen würde.“
Und genau hier beginnt eine Reihe von Zufällen, deren Verkettung dazu geführt hat, dass Marie diese Geschichte heute überhaupt erzählen kann: Da der Campingplatz für behinderte Menschen zu diesem Zeitpunkt schon voll ist, beschließt unser Team, sie auf dem VIP-Camping unterzubringen. Und ausgerechnet dort trifft Marie einen Gast, der ihr von einer anderen Therapiemöglichkeit erzählt. „Ich war so schwach, dass ich mir das ganze Wochenende nur drei Bands anschauen konnte. Aber die Leute um uns herum waren total nett, das hat mir Kraft gegeben. Einer unserer Nachbarn hat mir dann von seinem Kollegen erzählt, dessen Krebsleiden mit Photodynamischer Lasertherapie und Hyperthermie gut behandelt werden konnte. Ich hatte von beidem noch nichts gehört, aber was hatte ich zu verlieren?“