Aufräumen auf 1,8 Millionen Quadratmetern - Wie wir Festivalgelände wieder sauber übergeben
Klar: Wenn man sich was ausleiht, gibt man es so zurück, wie man es vorgefunden hat. Das gilt natürlich auch für unsere Festivalgelände, für die wir unter anderem Flächen von Landwirten pachten. Kurz vor Abschluss der Reinigungsarbeiten steht auch beim Hurricane der mittlerweile schon traditionelle Rundgang übers Gelände an, der viel mehr ist als ein netter Spaziergang mit unserem Reinigungspartner Procertus und einem Vertreter der Landwirte. In diesem Jahr war ich zum ersten Mal dabei und habe so mitbekommen, was alles dazu gehört: Laufen, bücken, letzte Säcke vollmachen - fühlt sich manchmal an wie Triathlon und dauert auch fast genauso lange. Aber wenn wir nach fünf Stunden und rund 220 Fußballfeldern das Gelände anständig übergeben haben, war es das und die rund einwöchigen Aufräumarbeiten definitiv wert.
9 Uhr morgens, das Wetter ist einige Tage nach dem sonnigen Festivalwochenende immer noch auf unserer Seite: Mit Müllgreifern und Säcken bewaffnet geht's los, Schritt für Schritt über das Veranstaltungsgelände. Da die eigentlichen Reinigungsarbeiten noch nicht auf allen Flächen abgeschlossen sind, füllen sich unsere Müllsäcke schnell mit zertretenen Bierdosen, Flaschendeckeln und den in diesem Jahr anscheinend in Mode gekommenen Knicklichtern - ein Trend, der hoffentlich schnell wieder vorüber geht. Denn Müll ist für uns nicht gleich Müll: Mit unserem Konzept "Grün Rockt" arbeiten wir seit Jahren daran, unsere Festivals nachhaltiger und sauberer zu machen. Unser Ziel ist es, möglichst viele Wertstoffe in den Kreislauf zurückzuführen, aber Einwegprodukte wie Knicklichter oder Plastik-Konfetti sind wie Sand im Getriebe unseres eigentlich gut geölten Reinigungsapparats. Apropos Konfetti: Unser Festivaldirektor Jasper kniet gerade, vom Ehrgeiz gepackt, auf dem Boden und pflückt in mühevoller Handarbeit den Glitzer von der Wiese. Da Müllsäcke mit Plastikschnipseln nur ziemlich langsam voll werden, helfen wir alle mit. Eine Stunde und vier krumme Rücken später haben wir gerade mal eine Fläche von 50 Quadratmetern geschafft und bemerken, dass es um uns herum noch weiter glitzert. Davon abgesehen, dass Plastikabfall bekanntlich aus vielen Gründen problematisch ist, stehen ein paar Sekunden Spaß einfach in keinem Verhältnis zum Reinigungsaufwand.
Glücklicherweise bleiben solche Stellen heute in der Minderheit, und die Laune bessert sich schnell, als wir unsere neueste Erfindung am Horizont entdecken: Ein Trecker, der statt eines Pflugs einen Magneten trägt und für den wir uns definitiv noch einen coolen Namen ausdenken müssen. (Vorschläge willkommen!)
Die Mischung aus Monstermagnet, Trecker und Staubsauger ist noch ein Prototyp, an dem wir gemeinsam mit unserem Reinigungspartner arbeiten. Aber schon jetzt ist klar, dass das einmalige Gefährt eine strahlende Zukunft vor sich hat: Neben alten Heringen und Grillrosten zieht der Magnet alles aus der Erde, was auch nur ein bisschen magnetisch ist. Selbst Klammern von Brottüten, Haarspangen oder ganze Harken sind vor ihm nicht sicher. Wir freuen uns schon jetzt über metallfreie Flächen und weitere kuriose Funde - Und sollten wir mit unserem neuen Lieblingsspielzeug irgendwann auf archäologische Festivalüberreste aus der Eisenzeit stoßen, sagen wir noch mal Bescheid.
Auch über andere Beobachtungen freut sich unser kleiner Trupp an diesem Tag: Die Campingflächen wurden viel sauberer als in den Vorjahren hinterlassen, unsere Kommunikation scheint also Früchte zu tragen. Das Wetter ist aber immer ein wichtiger Faktor: Wenn es viel regnet, lassen die Gäste auch mehr liegen - außerdem ist der entstandene Abfall merklich schwerer. Nach dem Bombenwetter ist das in diesem Jahr aber kein Thema - Insbesondere der Grüner Wohnen-Bereich sah schon unmittelbar nach der Abreise so aus, als ob unser Reinigungsteam bereits da gewesen wäre:
Die Fotos von Müllbergen, die pünktlich zur Festivalsaison durch die Medien gehen, erzählen also nur einen Teil der Geschichte. Auch an diesem Tag merken wir wieder, dass wir mit der großen Mehrheit unserer Besucher an einem Strang ziehen. Auch Plastikbesteck und weitere Wegwerfprodukte sind deutlich zurückgegangen, was sich in einer 15-prozentigen Zeitersparnis bei den Aufräumarbeiten bemerkbar gemacht hat. Wir denken, dass man mit Humor und Verständnis weiter kommt als mit erhobenem Zeigefinger.
Rund fünf Stunden nachdem wir aufgebrochen sind, kommen wir wieder am Eichenring an. Unsere Säcke voll, das Gelände bis auf einige Stellen so gut wie sauber. Nur wenige Tage später, genau eine Woche nach dem Festival, werden die Arbeiten komplett abgeschlossen sein. Wir haben schon viel erreicht. Für die Zukunft erhoffen wir uns, dass wir gemeinsam mit unseren Besuchern den Verbrauch von Einwegsplastik-Produkten weiter eindämmen können. Der Umwelt und unserer Rücken zuliebe.